Diagnose Krebs und der schlimmste Tag meines Lebens

 27.05.2020


Wir hatten glücklicherweise den großen Vorteil eines Einzelzimmers, sodass meine Mama die Nacht mit bei mir bleiben konnte. Irgendwie ging alles doch ganz schön schnell und morgen gleich die Punktion? 

Das viele Nachdenken und Grübeln strengte an. Doch morgen ist ein neuer Tag, hoffentlich ein besserer.

Die Nacht zog sich in die Länge. Die ständigen Fieberschübe trieben mich noch in den Wahnsinn. Dieses schnelle Wechseln der Körpertemperaturen und das damit verbundene Schwitzen und Frieren verlangte ganz schön was ab. Jeder der bereits mal eine dicke Erkältung hatte, wird sicherlich verstehen was ich meine

28.05.2020

Der Tag des Eingriffes war gekommen, doch zuerst standen einige Untersuchungen und ein kleiner Umzug in ein anderes Zimmer an. 

Beginnen sollte alles mit einem MRT. Die sogenannte Magnetresonanztomographie dient zur Darstellung der Strukturen und Funktionen der Gewebe und Organe im Körper. Es erleichtert die Diagnostik und gibt mehr Klarheit vom momentanen Stand. Vorteil einer solchen Untersuchung ist, dass keine Röntgenstrahlen deinen Körper belasten. Nachteil allerdings, die Lautstärke während der Untersuchung, sowie das Stillliegen und Auskommen mit wenig Platz. 

-> Hier gerne nochmal mehr dazu: 

https://www.netdoktor.de/diagnostik/kernspintomografie/

Und auch ich hatte tierische Angst davor. Die Vorstellung für eine unbestimmte Zeit in einer engen Röhre zu liegen mit sogenannten Messspulen auf meinem Oberkörper ließ mich unruhig werden. Doch es wäre keine Klinik, wenn es auch dafür keine Lösung gäbe. 

Über meine Flexüle bekam ich ein schönes "Leck-mich-am-Arsch-Mittel" (entschuldigt den Ausdruck ;)) und prompt fühlte ich mich auch so. Wie in einem kleinen Rausch. Und zur Krönung gab es sogar Musik auf die Ohren. Dadurch das die Untersuchung sehr laut ist, müssen die Gehörgänge mithilfe von Kopfhörern geschützt werden. 

Des weiteren standen noch ein Herzultraschall und ein EKG an. Danach konnte ich erst einmal wieder verschnaufen und in mein neues Zimmer.

Die Zeit verstrich und nichts geschah. Irgendwie doch sehr seltsam, da ja eigentlich die Punktion Ziel des Tages war. Erst als drei Männer in weißen Kitteln zu uns kamen, stellte ich fest, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.


Die Mitteilung, dass ich morgen direkt operiert werden müsste, triff mich wie ein Schlag. Ich begriff noch nicht ganz um was es hier ging, dafür war ich zu durcheinander. Meine Mama bat einen der Ärzte sie hinaus zu begleiten um mit ihr zu sprechen. Währenddessen blieb einer der Ärzte bei mir und versprach mir, dass sie alles hinbekommen würden. WAS UM ALLES IN DER WELT IST HIER LOS? Gewebe was da nicht hin gehört, Operation, Intensivstation und und und, ich verstand nur Bahnhof.

Als meine Mum wiederkam, sah ich, wie sie geweint hatte. Bei dem Anblick und all dem Durcheinander kamen mir auch schnell die Tränen. Vorsichtig fragte ich was genau das alles bedeutet. "Der Arzt meinte, dass wir hier auch von einem Tumor sprechen." Worte die ich nie wieder im Leben vergessen werde. Weder ein Schlag ins Gesicht oder Griff ins lodernde Feuer konnten meine Emotionen beschreiben. Ich hab Krebs, durch und durch. Bitterlich und kraftlos weinte ich, ich weinte einfach nur.

                                +++

Das später anstehende OP-Gespräch gab mir noch den letzten Rest. Ich erspare euch jetzt jegliche Details, da ich nicht weiß, was für Nervenbündel ihr meine lieben Leser seid und wie viel ihr verkraftet. Doch ich sag mal so, so ein Gespräch dient zur Aufklärung, dass man Bescheid weiß, was gemacht wird (bis ins kleinste, nicht nur oberflächlich).

Für mich war es leider nur eine Konfrontation und der reinste Nerven- und Energieaufwand. Was für ein schrecklicher Tag. 

Mir wurde bereits eine Psychotherapeutin zugeteilt, mit der ich aber gar nicht warm wurde und dies den schon so schlimmen Tag noch einmal verschlechterte. Als sie sich nach meiner Familie und vor allem nach meinem Bruder erkundigte, setzte mir sehr stark zu. Ich konnte nicht mehr. Es war alles zu viel für heute. 

Das einzige was mich etwas runter holte war der Gedanke, dass ich sowieso nichts von der Operation mitbekommen werde.

Sie wollten den Tumor entfernen, das Gewebe entnehmen und dann mit einer Anschlusstherapie fortfahren. Doch wie es nun so ist, ist dies gescheitert und es war ihnen nur möglich eine Probe zu entnehmen, weil der gute Karl (so nenn ich meinen Tumor dank meiner Tante ;)) einfach zu riesig war und zu nah am Herzen saß. Ein undefinierbares Sarkom (wie man Karl auch nannte) hatte es sich auf meiner linken Lunge gemütlich gemacht. Undefinierbar aus dem Grund, weil man nicht bestimmen kann von wo der Tumor ausgeht, was eine Besonderheit für Die Ärzte darstellt.

Ich gestehe euch ehrlich, ich muss jedes mal weinen wenn ich an diesen Tag zurück denke. Ich hatte bis dahin nichts Schrecklicheres im Leben erlebt.

Und doch gab mir das Abendrot über Dresden die nötige Kraft und Hoffnung zu kämpfen. 

In den Armen meiner Eltern liegend, starrte ich einfach nur aus dem Fenster und war im Endeffekt auch froh, endlich zu wissen, was Sache ist. Auch wenn es kein leichter Weg werden würde, für keinen von uns.

Und heute möchte ich mich ganz besonders bei meinen Eltern bedanken. Seit der ersten Sekunde wart ihr da, da für mich. Ich liebe euch!


Eure Sally <3











Kommentare

  1. Never give up! Stay strong! Wir sind immer bei Dir. Wir lieben Dich und sind so unglaublich Stolz auf Dich. H+M+P

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Krebs ist ein Arschloch

Der Kampf beginnt